Startseite
Startseite

Ausstellung Urkunden des Stadtarchivs

Spiegel der Herrschafts- und Lebensverhältnisse
Ausstellung Urkunden des Stadtarchivs

Termin

So, 8. Mai 2022, 14:00 Uhr - So, 29. Mai 2022, 17:00 Uhr

Ort

Stadtmuseum Mengen Alte Posthalterei Hauptstraße 96 88512 Mengen

Veranstalter

Stadt Mengen, Heimat- und Geschichtsverein, Stadt- und Kreisarchiv

Ausstellung zu den Urkunden des Stadtarchivs Mengen
Spiegel der Herrschafts- und Lebensverhältnisse


Es ist eine Frau und Bürgerin namens Hätz Ötlin, die in der ältesten, ortsbezogenen Urkunde des Stadtarchivs Mengen aus dem Jahr 1371 in Erscheinung tritt und dem Mengener Spital einen ewigen jährlichen Zins von 7 Schilling Heller von ihrer Wiese auf der „Hoch“ für das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes Heinrich verschreibt. 

Das vom Amann und dem Rat der Stadt besiegelte Dokument ist eine von insgesamt 250 Pergament- und Papierurkunden von 1276 bis ins 19. Jahrhundert, die zu den besonderen Kostbarkeiten des Stadtarchivs gehören und jetzt in einer Auswahl vom 8. bis 29. Mai 2022 in einer Ausstellung in der Alten Posthalterei – Stadtmuseum Mengen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. 

Die vom Kreisarchiv Sigmaringen zusammengestellte Ausstellung „Die Urkunden des Stadtarchivs Mengen“ wird am Sonntag, 8. Mai 2022, 11 Uhr, als Beitrag zum kreisweiten Kulturschwerpunkt „Archive und Bibliotheken“ eröffnet und ist in der Folge bis 29. Mai 2022 jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Die Stadt und der Geschichtsverein Mengen sowie das Kreisarchiv Sigmaringen laden die Bevölkerung zu Ausstellung und Eröffnung ein.

Die ausgestellten Urkunden geben einen Einblick in die Herrschafts-, Gesellschafts- und Lebensverhältnisse in Mengen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit: Die frommen Stiftungen des Heilig-Geist-Spitals in der Stadt und der Sondersiechen auf dem Felde treten in den Urkunden ebenso in Erscheinung wie das örtliche Wilhelmitenkloster oder auch die Zisterzienserabtei Salem als auf Mengener Gemarkung begüterte Grundherrschaft. Vielfach widerspiegeln sich in den Urkunden auch die vom 15. bis ins ausgehende 17. Jahrhundert strittigen Herrschafts- und Rechtsverhältnisse zwischen den Erzherzögen von Österreich als Landesherren, den Truchsessen von Waldburg in Scheer als Pfand- bzw. Lehenherren und der nach weitgehender kommunaler Autonomie strebenden Stadtgemeinde Mengen im Verbund mit den vier anderen sog. österreichischen Donaustädten Saulgau, Munderkingen, Riedlingen und Waldsee. Von 1487 datiert eine Einigung zwischen der Stadt Mengen und Dörfern der Göge („Diengau“) um strittige landwirtschaftliche Trieb- und Trattrechte. Nicht zuletzt dokumentieren die Urkunden aber auch vielfach Rechtsgeschäfte der Mengener Bürger im Zusammenhang mit Besitzverkäufen, Testamenten, Eheabreden und Stiftungen. Sogar das Mengener Maiwunder vom 18. Mai 1632 mit der der Gottesmutter zugeschriebenen Errettung der Stadt vor den anrückenden Schweden im Dreißigjährigen Krieg findet sich in einem zeitgenössischen Bericht, der sich in einer späteren Abschrift erhalten hat.

Der Urkundenbestand wurde im Auftrag der Stadt Mengen 2020 von Archivpfleger Uwe Hager M.A. im Kreisarchiv durch sog. Regesten inhaltlich erschlossen und konservatorisch in Zusammenarbeit mit einem Restaurator gesichert. Bei der Ausstellungseröffnung am 8. Mai wird nach der Begrüßung durch Bürgermeister Stefan Bubeck und Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber in einem kurzen Vortrag und einer Führung Uwe Hager die ausgestellten Urkunden in ihrer geschichtlichen Bedeutung vorstellen. Die Vernissage wird von einem Bläserensemble der Musikschule Mengen klanglich umrahmt. Anschließend lädt die Stadt Mengen die Besucher zu einem Stehempfang ein.

Abbildung
Die älteste, ortsbezogene Urkunde des Stadtarchivs Mengen von 1371 mit einer Zinsverschreibung der Bürgerin Hätz Ötlin an das Mengener Spital (Vorlage Stadtarchiv Mengen, Urkunden Nr. 1a)