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Aktuelles
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Bewegende Ausstellungseröffnung

23.10.2024

Die Exponate setzen sich mit der NS-Ideologie auseinander, die durch das Morden in der Tötungsanstalt Grafeneck zum Ausdruck kam

Kathrin Bauer und Christoph Stauß
Kathrin Bauer und Christoph Stauß

Mengen / Die Wanderausstellung „Krankenmorde“ der Gedenkstätte ist für wenige Wochen in der Alten Posthalterei Mengens zu sehen. Sie befasst sich mit dem Thema „Euthanasie“ (schöner Tod) an Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Störungen. Bei der Eröffnung der Ausstellung wird deutlich, dass auch Menschen aus Mengen deportiert worden. Der Geschichtsverein Mengens will diesen Opfern ihre Geschichte wiedergeben. Doch die Vertuschungsarbeit der Nationalsozialisten erschwert das.

Es ist ein bewegender Abend in der Alten Posthalterei Mengens gewesen. Gut 30 bis 40 Gäste kamen zur Ausstellungseröffnung „Krankenmord im Nationalsozialismus“ der Gedenkstätte Grafeneck, die noch bis zum 17. November in Mengen zu sehen ist. Was es mit dem Titel auf sich hat, erklärte die wissenschaftliche und pädagogische Mitarbeiterin der Gedenkstätte, Kathrin Bauer.

Aus dem Besitz Adliger wurde das Heim der Samariterstiftung, die auf Befehl der Nationalsozialisten 1939 das Schloss Grafeneck räumen musste. Mit dem Einzug der NS-Mitarbeiter begannen die Tötungen. Die „grauen Busse“ deportierten täglich Menschen aus der Region, darunter auch Mengener, aus anderen Teilen Baden-Württembergs und Bayerns. Möglich war das durch die Meldung von Menschen mit geistigen Einschränkungen, psychischen Problemen und dem jüdischen Glauben. „Es war systematischer Mord an 10.654 Menschen“, so Kathrin Bauer. Sie verdeutlichte, dass es sich nicht um Euthanasie, also einen guten Tod, handelte, sondern um eine Vernichtungseinrichtung.

75 Menschen sind täglich in einer als Dusche getarnten Gaskammer ermordet worden. Die Einrichtung wurde vom Januar 1940 bis Dezember 1940 betrieben, dann sei einer Mitarbeiterin zufolge „das Gebiet erschöpft gewesen“, das sagte sie laut Bauer im Prozess aus. Der ärztliche Leiter Grafenecks und teilweise das Personal haben ab 1941 im Konzentrationslager Ausschwitz mit dem Morden weitergemacht.

Erst Proteste gegen Grafeneck und nach der Ermordung von 10.654 Menschen wurde die Vernichtungsanstalt geschlossen, blieb aber in NS-Besitz bis zum Kriegsende. Den Recherchen des Mengener Geschichtsvereins ist es zu verdanken, dass ein paar Namen und Geschichten zugeordneten werden konnten. Der Verein sucht aber weiterhin nach Informationen und hofft auf Mithilfe aus der Bevölkerung, denn die meisten Sterbeurkunden aus dieser Zeit sind gefälscht - was die Todesursache und den Ort angeht.

Die Wanderausstellung soll dabei helfen, diesen Teil der Geschichte nicht zu vergessen, ihn aufzuarbeiten. „Grafeneck ist heute ein Ort der Begegnung, des Austausches und des Miteinanders“, betonte Bauer.

In den Dialog gingen auch die Besucher, sie erzählten unter anderem von den Erinnerungen der Großeltern, welche negative Wirkung die „grauen Busse“ hatten, dass es Boni für Hebammen gab, die die Geburt von behinderten Kindern meldeten und von der Generation des Schweigens. In der Nachkriegszeit sei nicht viel darüber gesprochen worden. „Mit der Ausstellung wollen wir das Andenken der Menschen bewahren und der Geschichtsverein hier hat damit bereits begonnen“, sagte Bauer.

Der Geschichtsvereinsvorsitzende Christoph Stauß sowie Cornelia Hund, Armin Franke und Franz Feinäugle haben sich dafür eingesetzt, die Ausstellung nach Mengen zu holen, was durch Spenden und Sponsoren möglich war. Sie alle engagieren sich sehr für die Aufarbeitung. Der stellvertretende Bürgermeister Georg Bacher dankte dem Verein für seine Arbeit und betonte in seiner Rede, welchen Kummer die damalige Ideologie in die Familien gebracht hat. „Mein eigener Großvater ist in Schutzhaft, wie es hieß, genommen worden“, berichtete er unter Tränen. Der Grund für die Verhaftung: Er äußerte seine politische Meinung.

Die Ausstellung ist sonntags und an Allerheiligen von 14 bis 17 Uhr bis zum 17. November zu besuchen.

Falls Sie Informationen über die Menschen auf dem Plakat haben, können Sie sich gern bei Christoph Stauß, Franz Feinäugle, Armin Franke und Cornelia Hund melden, unter gschchtsvrn-mngngmxd.

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