Aktuelles
Aktuelles

Niemals aufgeben – auch nicht bei der Nachhaltigkeit

23.03.2023

Zahlreiche Firmen aus Mengen nehmen am 11. Unternehmerdialog der Stadt teil

Ein Thema steht im Fokus: Solarpionier Louis Palmer und Prof. Dr. Henning Austmann klären über die Vernetzungen zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaft auf. Die Veranstaltung der Stadt war wie in den Vorjahren mit weit über 100 Unternehmerinnen und Unternehmer sehr gut besucht. Und es war ein Abend voller Premieren. Es war die erste Veranstaltung, die Mengens neue Wirtschaftsförderin Kerstin Keppler organisiert hat, der neue Leiter der Stadtwerke Mengen wurde offiziell vorgestellt und die neugeschaffene Stabstelle für Nachhaltigkeit und Zukunftsfragen, die Tanja Japs übernommen hat, bekanntgemacht. Besonderes Augenmerk lag aber auf dem Solar-Schmetterling.

Die Veranstaltung bot für die lokalen Unternehmer*innen viel Raum, sich auszutauschen, Fachgespräche zu führen und mit dem Bürgermeister und den Stadträten ins Gespräch zu kommen. Durch die Vorträge der Gastredner Louis Palmer und Prof. Dr. Henning Austmann gab es auch die Chance, über das globale Thema der Nachhaltigkeit zu diskutieren. 

Unter den Gästen des Unternehmerdialogs, dem eine Betriebsbesichtigung bei der Firma Schlösser GmbH & Co. KG vorgelagert war, waren neben insgesamt über 100 Unternehmerinnen und Unternehmern aus Mengen und der Region, der Vorstandsvorsitzende der Hohenzollerischen Landesbank Sigmaringen, Michael Hahn, Regionalleiter der Volksbank Bad Saulgau, Patrick Remensperger, der geschäftsführende Schulleiter der Sonnenlugerschule Mengen, Joachim Wolf und Konrektor Thomas Hegele sowie Schulleiter Stefan Bien und Katrin Westermann vom Gymnasium Mengen anwesend.

Die über 100 Gäste des 11. Mengener Unternehmerdialoges hörten gespannt den Vorträgen zu. (Foto: Stadt Mengen)
Die über 100 Gäste des 11. Mengener Unternehmerdialoges hörten gespannt den Vorträgen zu. (Foto: Stadt Mengen)

Weiterhin, bereits seit etlichen Jahren ein gern gesehener Gast, Dr. Ingeborg Mühldorfer, Rektorin der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, die Erste Landesbeamtin des Lankreises Sigmaringen, Claudia Wiese, der Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik der IHK Bodensee-Oberschwaben, Stefan Kesenheimer sowie einige Stadträte und Ortsvorsteher der Stadt Mengen. Von den Co-Gastgebern, der Mengener Firma Schlösser, waren die Geschäftsführer Reinhard Adams, Rebecca Adams und Andreas Adams sowie Mitgesellschafterin Gabriele Günthör-Adams Gäste des diesjährigen Unternehmerdialoges. Co-Moderator des Abends war der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WIS des Landkreises Sigmaringen, Dr. Bernhard Kräußlich.

Eine Erde und begrenzte Ressourcen
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Stefan Bubeck übernahm Prof. Dr. Henning Austmann das Rednerpult und brachte den Gästen die Problematik des Zusammenspiels aus Wirtschaft und nachhaltiger, zukunftsfähiger Entwicklung näher.

Austmann ist Dozent an der Hochschule Hannover und leitet das Projekt Zukunftsfähiges Dorf 2035. Im Ennetacher Bürgerhaus fing er seinen Vortrag „Global denken, lokal handeln“ mit einer „traurigen Nachricht“ an. „Es braucht drei Erden, wenn alle Menschen so leben wollen wie bisher“, gibt Austmann zu bedenken. 

Daher sei es für Unternehmen ein essenzielles Ziel, ein System mit zu entwickeln, das sich nicht grundsätzlich auf Globalisierung, Technisierung und Wachstum bezieht. „Es gibt nur eine Erde“, mahnt er und appelliert daher an die Gäste des Unternehmerdialogs, Nachhaltigkeit umzusetzen, damit der Kollaps nicht kommt.

Der erste Vortrag dreht sich um "Global denken, lokal handeln". (Foto: Stadt Mengen)
Der erste Vortrag dreht sich um "Global denken, lokal handeln". (Foto: Stadt Mengen)

Es kommt auf jeden an
Auf die Frage aus dem Publikum, wie eine 10.000 Einwohner-starke-Stadt etwas gegen den Klimawandel und die Umweltverschmutzungen tun kann, antwortete Austmann mit einem Lächeln. Jeder könne seinen Beitrag leisten und es komme auf jeden einzelnen an. Aus seiner Sicht seien die sogenannten Kipp-Punkte, an dem nichts mehr rückgängig gemacht werden kann, aufzuhalten. Das wünsche er sich als Unternehmer und Vater von vier Kindern. 

Die eigene Moral und Ethik spielen ebenso mit rein, wie die absolute Handlungsnotwendigkeit. Saisonale Lebensmittel und regional statt global einkaufen sind nur zwei Aspekte, die den ökologischen Fußabdruck eines jeden verkleinern können. Etwas, das auch den Unternehmern der Region wichtig ist, denn nicht allein der Konsument gewinne dadurch. Ein Unternehmen, das bereits in nachhaltigere Produktionsabläufe investiert, ist die Firma Schlösser.

Traditionsunternehmen öffnet Tore
Das Unternehmen Schlösser hat eine 126-jährige Traditionsgeschichte, die bei der vorangegangenen Betriebsführung deutlich wurde. Ein geschichtlicher Höhepunkt war dabei auch die Hilfe beim Fußballwunder von Bern 1954, der ersten Fußballweltmeisterschaft, die eine deutsche Nationalmannschaft gewinnen konnte. Denn viele munkeln, dass die vom ehemaligen Seniorchef Manfred Bok entwickelten, schraubbaren und damit herausnehmbaren Fußballstollen der entscheidende Grund waren, weshalb die deutsche Mannschaft im Finale die favorisierten Ungarn besiegen konnte. 

Die gegnerische Mannschaft hatte bei strömenden Regen im Berner Wankdorfstadion ihre Probleme auf dem nassen und schwammigen Boden, die deutsche Mannschaft tauschte in der Halbzeitpause einfach ihre Stollen aus und hatte einen besseren Halt auf dem tiefen Rasen.

Die Schraubstollen, entwickelt von dem ehemaligen Seniorchef der Fa. Schlösser, Manfred Bok. (Foto: Stadt Mengen)
Die Schraubstollen, entwickelt von dem ehemaligen Seniorchef der Fa. Schlösser, Manfred Bok. (Foto: Stadt Mengen)

Heute blickt das Unternehmen bereits in fünfter Generation auf eine Erfolgsgeschichte zurück. Das Portfolio hat sich von Dichtungen im häuslichen Bereich über die Autoindustrie bis hin zu medizinischen Produkten ausgeweitet. Mehr als eine Milliarde Teile stellt das Mengener Unternehmen pro Jahr her und beliefert damit Kunden in der Region, in Deutschland, der EU und weltweit. 

Die Betriebsführung stieß bei den Teilnehmenden auf reges Interesse. Rebecca und Andreas Adams stellten diverse Abläufe im Unternehmen vor, nachdem Geschäftsführer Reinhard Adams und Wirtschaftsförderin Kerstin Keppler ebenfalls die Gäste willkommen hießen.

Die Teilnehmer der Betriebsführung bei der Fa. Schlösser wurden u. a. von Andreas Adams über die genauen Produktionsabläufe im Unternehmen informiert. (Foto: Fa. Schlösser)
Die Teilnehmer der Betriebsführung bei der Fa. Schlösser wurden u. a. von Andreas Adams über die genauen Produktionsabläufe im Unternehmen informiert. (Foto: Fa. Schlösser)

Nach den Einblicken in die effiziente Arbeitsweise von Schlösser ging es für die Teilnehmenden des Unternehmerdialogs ins Bürgerhaus nach Ennetach, wo neben dem bereits genannten Prof. Dr. Henning Austmann auch der Schweizer Umweltaktivist und Solarpionier Louis Palmer zum Abschluss des Programms einen Impulsvortrag hielt.

Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Sigmaringen (WIS), Dr. Bernhard Kräußlich, Bürgermeister Stefan Bubeck, Prof. Dr. Henning Austmann, Umweltaktivist Louis Palmer sowie Mengens Wirtschaftsförderin Kerstin Keppler (von links). (Foto: Stadt Mengen)
Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Sigmaringen (WIS), Dr. Bernhard Kräußlich, Bürgermeister Stefan Bubeck, Prof. Dr. Henning Austmann, Umweltaktivist Louis Palmer sowie Mengens Wirtschaftsförderin Kerstin Keppler (von links). (Foto: Stadt Mengen)

Solarpionier zu Gast
Mit Schweizer Charme zeigte Palmer seinen Lebenslauf anhand von Bildern auf. Eines wurde dabei deutlich: Von Konventionen hält er wenig. Ob mit dem Rad durch Afrika oder seinem Solartaxi um die Welt; der Grundgedanke, Klimafreundliches mit Abenteuerlichem zu verbinden, ist da.

Seine drei Leitsprüche sind: „Niemals aufgeben, nach Hilfe fragen und kreativ sein“. Dadurch habe er in seinem Leben viele Erfahrungen gemacht, die sonst so nicht passiert wären. Er durfte mit seinem Solarmobil nach Saudi-Arabien fahren, hat in Afghanistan geholfen, eine Schule aufzubauen, ist mit dem UN-Generalsekretär durch New York gefahren, hat in China Begeisterung durch sein Solarauto ausgelöst und kommt mit seinem nächsten Projekt, dem Solar-Butterfly am 9. Mai 2023 nochmals nach Mengen.

Sein Team des Solar-Butterflys ist auf die Stadt zugekommen und so entstand die Zusammenarbeit. Mengen ist im Kreis Sigmaringen der einzige Standort, an dem das selbstversorgende Tiny-House in Form eines Schmetterlings zu sehen sein wird. Bei seinem Vortrag animierte er die hiesigen Unternehmer, Konzepte zu überdenken, sauberer zu produzieren und sich von Altbekanntem nicht an ungewöhnlichen Ideen hindern zu lassen.

Die Vorträge regten die Teilnehmenden beim abschließendem „Come together“ des Unternehmerdialoges zu einem regen Austausch über mehr regionale Nachhaltigkeit an.

Dr. Kräußlich moderierte die Fragerunden des Unternehmerdialoges.  (Foto: Stadt Mengen)
Dr. Kräußlich moderierte die Fragerunden des Unternehmerdialoges. (Foto: Stadt Mengen)

Unternehmen, die sich an der Aktion im Mai beteiligen möchten, können sich noch bis zum 12. April 2023 anmelden. Weitere Informationen gibt es bei der Stabstelle Nachhaltigkeit und Zukunftsfragen, Tanja Japs (tanja.japs@mengen.de). Sie nimmt auch die Anmeldungen entgegen.